Freitag, 18. Februar 2011

So leben wir doch, oder?

Nichts angeboren - mit einer wichtigen Ausnahme?

"Die 68-Kulturrevolutionäre, Lehrer, Pädagogen, Soziologen, Psychologen, Ärzte, Wissenschaftler und Politiker hämmern uns nun schon seit Jahrzehnten ein, daß nichts angeboren sei – außer Haar und Augenfarbe vielleicht.

Nicht einmal die Körpergröße ist vollständig angeboren – bei der eiweiß- und fleischlastigen Ernährung, mit der unsere Kinder gemästet werden.

Damit ist alles Wesen, aller Charakter, alles menschliche Verhalten, Können oder Tun einfach nur das Produkt von Erziehung und Sozialisation.

Die einzige, offiziell dekretierte Ausnahme im menschlichen Verhalten ist die Homosexualität.

Sie ist per Dekret 'angeboren'.
"


Ja, ich weiß, dass kreuz.net eine Internetseite ist, deren Erwähnung oder gar Zitation bei vielen Zeitgenossen schon alle Haare aufstellt, aber auch in einem Saustall Perlen verborgen liegen können. Und die Autorin legt tatsächlich den Finger auf einen wunden Punkt innerhalb der herrschenden Ideologie. 
Jede Zeit und jede Gesellschaft hat ihre Tabus, Denkverbote und "No-Go's".
In meiner Schulzeit war die herrschende Lehre: Alles am Menschen ist gesellschaftlich bedingt bzw. anerzogen. Und falsche Verhältnisse führen zu falschem Bewusstsein und falscher Erziehung. Darum muss man die Verhältnisse ändern, dann wird sich auch das Bewusstsein verändern." In einer Erörterung in der Schule auch nur mit dem Gedanken zu spielen, es könne jenseits von akzidentellen Individualmerkmalen etwas Angeborenes im Menschen geben, kam in den Augen einem Bekenntnis zu faschistischer Gesinnung gleich.
Tatsächlich hat sich die Forschungslage in den letzten Jahrzehnten sehr geändert, und fast jeden Monat können wir lesen von neuen "Schuldigen" unter den Genen, die als Urheber dieser oder jener Krankheit oder Persönlichkeitsdisposition entlarvt worden seien. Aber die politische Ideologie hält fest an der Theorie der "tabula rasa".
Tatsächlich verschieben sich die Gewichte in der Wissenschaft hin zu einer Neubewertung der ererbten Eigenschaften eines Menschen. Ob die sexuelle Orientierung wirklich "angeboren" ist, darüber lässt sich nach wie vor trefflich streiten.
Die Homosexuellen-Lobby sollte sich nicht auf den Standpunkt des "Angeborenseins" versteifen. 

Montag, 14. Februar 2011

Ist die Bibel "bibeltreu"?

Hinweis in eigener Sache: Die nachstehende "Textlandschaft" aus Textfragmenten und Zitaten stellt den Versuch dar, zumindest Teilbereiche der aktuellen Fundamentalismusdebatte abzubilden. Wobei der Einstieg gelegentlich "bibelkritisch" aufgebaut ist und im Wechsel mit "bibeltreuen" Textfragmenten (manchmal erst im unteren Abschnitt) eine Art Debatte abbildet. 

Fundamentalismusdebatte.de ist keine "bibeltreue" Webseite, sondern stellt "bibelkritische" und "bibeltreue" Inhalte unkommentiert nebeneinander. Ein bibeltreues Projekt findest Du in der Bibel :-)Hinweis in eigener Sache: Die nachstehende "Textlandschaft" aus Textfragmenten und Zitaten stellt den Versuch dar, zumindest Teilbereiche der aktuellen Fundamentalismusdebatte abzubilden. Wobei der Einstieg gelegentlich "bibelkritisch" aufgebaut ist und im Wechsel mit "bibeltreuen" Textfragmenten (manchmal erst im unteren Abschnitt) eine Art Debatte abbildet.

Fundamentalismusdebatte.de ist keine "bibeltreue" Webseite, sondern stellt "bibelkritische" und "bibeltreue" Inhalte unkommentiert nebeneinander. Ein bibeltreues Projekt findest Du in der Bibel :-)

Sonntag, 13. Februar 2011

Lutherkirche an einem Wolkentag

Ignorabamus, ignoramus


"Zwischen 1933 und 1945 war Deutschland von den Nazis besetzt. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung hat das allerdings nicht gewusst und, wenn doch, es nicht gewollt."

Jan Böhmermann, Hörfunk- und Fernsehmoderator, Satiriker und Autor, Alles, alles über Deutschland: Halbwissen kompakt, Kiepenheuer & Witsch Verlag, S. 83.

Der Mensch und seine Räusche


Schon mal 24 Stunden am Stück Musik gehört? Die Wirkung ist nicht zu vergleichen mit LSD oder anderen klassischen psychedelischen Substanzen, aber das Bewusstsein verändert sich doch.
Es gibt so viele Arten des "Abusus". Alles kann zur Droge werden: Musik, Texte, Kommunikation, Hautpflege. Und Schlafentzug ist auch nicht die uninteressanteste Droge.
N.B.: Schlafentzug ist eine anerkannte Therapieform bei depressiven Erkrankungen.

Blasen

Ist die Blase die Metapher schlechthin für den Zustand unserer Gegenwart?
Ich fragte hierzu den anerkannten Blasentheoretiker Eliott Partbee. Seine Antwort gebe ich im Wortlaut wieder: "Nicht nur unserer Gegenwart! Die Frage nach dem Urstoff, den sich Philosophen und auch Physiker seit Jahrtausenden stellen, nun, sie scheint endlich beantwortbar. Ja, also der Urstoff unserer Kultur und Existenz, nun, das ist die Immanenz der Blase, oder wie man sagt, die Negation des Seienden, man könnte auch sagen: Der supplementäre Showcharakter der Substanz. In einfacheren Worten: Der Mensch ist ein Blasenwesen! Nun. In der Fruchtblase wächst er heran. Ja. Kaum dieser entlassen, wähnt er sich eins mit dem Kugelrund des Mutterbusens. Doch! Wird ihm dieser entzogen, sucht er, das geteilte Kugelwesen, seine zweite Blasenhälfte, um in der Liebe die schillernste, die fragilste, die größte, die dümmste der Blasen zu bilden. Ach! Und wird ihm diese erst einmal, vielleicht auch zweimal, auch dreimal, weiß der Teufel!, hundertmal, jedenfalls aufs Gründlichste verleidet, verfällt er seiner eigensten gekränkten Aufgeblasenheit. Und schließlich stirbt er neben der Plastikblase, nämlich jener seines künstlichen Harnausgangs. Der Mensch kommt, bläht sich, und platzt. Es ist erbärmlich!"

Videoabend

Entsetzt euch!

Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 
Matthäus 9, 9
"Während der weitaus größten Zeitspanne seines Daseins ist der Mensch ein zwar wohnendes, aber nicht ein beheimatetes Wesen gewesen. Jetzt, da sich die Anzeichen häufen, dass wir dabei sind, die zehntausend Jahre des sesshaften Neolithikums hinter uns zu lassen, ist die Überlegung, wie relativ kurz die sesshafte Zeitspanne war, belehrend. Die sogenannten Werte, die wir dabei sind, mit der Sesshaftigkeit aufzugeben, also etwa den Besitz, die Zweitrangigkeit der Frau, die Arbeitsteilung und die Heimat, erweisen sich dann nämlich nicht als ewige Werte, sondern als Funktionen des Ackerbaus und der Viehzucht.
Also ein Plädoyer für ein neues Nomadentum? Wenn Menschen nach ihren Wurzeln suchen, dann hat man bei ihnen einen Gemüseeindruck.
Verwurzelte, sitzende Menschen sind erfahrungsarme Kräuter. Um Mensch im vollen Sinn dieses Wortes zu sein, muss man entsetzt sein."

Häusliche Szenerie

Ciurlionis


Ein litauischer Maler und Komponist, ein Esoteriker auch. Ich stieß im Jahr 1998 anlässlich einer Ausstellung seiner Bilder im Kölner Museum Ludwig auf ihn.

Unterwegs auf dem Seil zwischen Schatten und Licht

Nachtgedanken


Die Nacht ist heilig. Nicht nur die eine zu Weihnachten.
Das nächtliche Arbeiten ist mir aus dem Studium geblieben, als ich meine Dissertation schrieb, hat sich diese Gewohnheit noch mehr verfestigt. Manche Nacht habe ich durchgeschrieben...
Warum eigentlich? Die einfachste Erklärung hat mit Depresssion zu tun. Aber das ist höchstens die halbe Wahrheit. Die Nacht ist einfach ein geschützter Raum: Keiner ruft an, niemand steht vor der Tür, alle anderen (oder zumindest die meisten) schlafen, keine Kommunikation droht, selbst auf facebook ist kaum noch ein "Freund" online. So ist der nächtliche Arbeiter geschützt vor Störungen, allein mit sich und seinen Themen, Texten und Projekten. Wunderbar.

Innehalten und Ausblick


Die Semesterferienwoche geht zu Ende. Das ist traurig. Ab morgen wieder Schule und normales Leben mit vielen Terminen. Aber es wird heller, das Jahr steigt auf.

Samstag, 12. Februar 2011

Jesus - und wir

"Man kann jeden Menschen mit Jesus vergleichen, der, von einer der magischen Wahrheiten gestreift, das Denken vom Leben nicht mehr trennt und dadurch inmitten seiner Umgebung vereinsamt und zum Gegner aller wird."

Hermann Hesse

Blick in die Welt

Nostalgie

"Und man konnte rauchen. Sogar in der Öffentlichkeit. Raucher waren keine Mörder, sondern Mitbürger."

Rainald Grebe, Die 90er Jahre

Gesichter





Bildung

Ich bin so froh, dass meine Kinder schon groß sind und die Schule hinter sich haben.Wenn sie jünger wären, käme ich in ernste Gewissenskonflikte: Ein Internat in Deutschland könnte ich mir einfach nicht leisten.

Heimatgefühle


Endlich angekommen in der Heimat, die ich so lange gesucht habe, ohne mir dessen bewusst zu sein.

Häuslich

"Geh doch mal aus dir raus!"
"Nein danke, ich war schon immer indoor-orientiert."

Universalarznei


Ein Klassiker, ein Evergreen, für jede Stimmung gut...

Donnerstag, 10. Februar 2011

Entwackeln

Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen? Der Meister gießt ein Bild und der Goldschmied vergoldet's und macht silberne Ketten daran. Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und sucht einen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt. Jesaja 40 , 18 - 20

Wo die Kinder sind

Semesterferien: Am Vormittag sieht man, anders als zu Schulzeiten, in der U-Bahn kein einziges Kind in schulpflichtigem Alter, keine Jugendlichen. Wo sind sie nur alle? Ein Drittel vermutlich in den Schiferien - und die übrigen? Schlafen wohl noch - oder sitzen vorm PC.

Donauinsel

Deutschlich

"Du spricht so deutsch, so deutlich, so deutschlich."

Natur und Kultur



Erstaunliche Ähnlichkeit!

Wir sind alle unterwegs - und nichts bewegt sich


Und immer wieder muss Bielefeld herhalten für die Comedy. Aber abgesehen davon, - ein wirklich guter Song. 

Geheimnisvoll


Dieses Schild sah ich am Wiener Flughafen. Was mag sich hinter der Tür abspielen? Wer wird da zusammengeführt? Eltern und Kinder? Zerstrittene Ehepartner? Täter und Opfer? Ein großes Geheimnis.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Nachdenken über die Schule

Semesterferien: Zeit zum Aufräumen und Nachdenken: Ganz ohne Frage ist die Schule der wesentlichste Zeit- und Stressfaktor in meinem Berufsleben. Und den meisten Gemeindegliedern ist es kaum bekannt oder bewusst, dass Gemeindepfarrer zu einem guten Teil auch Lehrer sind.

Ernie




ERNIE (THE FASTEST MILKMAN IN THE WEST)

Benny Hill - 1971
  
You could hear the hoof beats pound as they raced across the ground,
And the clatter of the wheels as they spun 'round and 'round.
And he galloped into market street, his badge upon his chest,
His name was Ernie, and he drove the fastest milk cart in the west.

Now Ernie loved a widow, a lady known as Sue,
She lived all alone in Liddley Lane at number 22.
They said she was too good for him, she was haughty, proud and chic,
But Ernie got his cocoa there three times every week.

They called him Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

She said she'd like to bathe in milk, he said, "All right, sweetheart,"
And when he'd finished work one night he loaded up his cart.
He said, "D'you want it pasturize? 'Cause pasturize is best,"
She says, "Ernie, I'll be happy if it comes up to my chest."

That tickled old Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Now Ernie had a rival, an evil-looking man,
Called Two-Ton Ted from Teddington and he drove the baker's van.
He tempted her with his treacle tarts and his tasty wholemeal bread,
And when she seen the size of his hot meat pies it very near turned her head.

She nearly swooned at his macaroon and he said, "If you treat me right,
You'll have hot rolls every morning and crumpets every night."
He knew once she sampled his layer cake he'd have his wicked way,
And all Ernie had to offer was a pint of milk a day.

Poor Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

One lunch time Ted saw Ernie's horse and cart outside her door,
It drove him mad to find it was still there at half past four.
And as he lept down from his van hot blood through his veins did course,
And he went across to Ernie's cart and didn't half kick his 'orse.

Whose name was Trigger, (Triggerrrrrrrr)
And he pulled the fastest milk cart in the west.

Now Ernie rushed out into the street, his gold top in his hand,
He said, "If you wanna marry Susie you'll fight for her like a man."
"Oh why don't we play cards for her?" he sneeringly replied,
"And just to make it interesting we'll have a shilling on the side."

Now Ernie dragged him from his van and beneath the blazing sun,
They stood there face to face, and Ted went for his bun.
But Ernie was too quick, things didn't go the way Ted planned,
And a strawberry-flavoured yogurt sent it spinning from his hand.

Now Susie ran between them and tried to keep them apart,
And Ernie, he pushed her aside and a rock cake caught him underneath his heart.
And he looked up in pained surprise and the concrete hardened crust,
Of a stale pork pie caught him in the eye and Ernie bit the dust.

Poor Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Ernie was only 52, he didn't wanna die,
And now he's gone to make deliveries in that milk round in the sky.
Where the customers are angels and ferocious dogs are banned,
And the milkman's life is full of fun in that fairy, dairy land.

But a woman's needs are many fold and soon she married Ted,
But strange things happened on their wedding night as they lay in their bed.
Was that the trees a-rustling? Or the hinges of the gate?
Or Ernie's ghostly gold tops a-rattling in their crate?

They won't forget Ernie, (Ernieeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Montag, 7. Februar 2011

Von des Lebens Gütern allen...

... ist der Ruhm das höchste doch. (Friedrich Schiller)


Irgendwo im KHM

Ja, das war noch ein Jahr, nicht wahr?

Liebe Kinder, es gab ein Jahr,
das eine Katastrophe war:
1968.
Liebe Kinder, seitdem geht's abwärts.
Die 68er sind an allem schuld.

Vorher waren alle Menschen froh.
Alle Menschen waren hetero,
weil Schwulsein ja eine Krankheit war
und da war keiner krank, Gott sei Dank.
Die 68er sind an allem schuld.

Single-Parties gab's noch keine,
die SPD hatte noch Ortsvereine.
Die Ehe hielt bis zur Beerdigung
und nicht bis zur Selbstverwirklichung.
Die 68er sind an allem schuld.

Bei Problemen ging man nicht zum Therapeuten,
man ging in die Kirche oder gleich in die Kneipe.
Was ist Yoga, Yin und Yang und der ganze Dreck
gegen ein Halleluja und ein Herrengedeck?
Die 68er sind an allem schuld.

Wir hatten Wohlstand für alle, das Fließband rollte.
Arbeit für jeden, der arbeiten wollte,
und Arbeit hatte Vati, Mutti blieb zu Haus.
In der Schule ging Gewalt noch vom Lehrer aus.
1968, 1968, 1968, 1968, 1968, 1968.
Und da machen die da Revolution.
Jetzt machen die da Revolution.
Bei Vollbeschäftigung.
Ich verstehs nicht.

Ich verstehs nicht.
Ich werds auch nie verstehen.
So gut wie damals
wirds uns nie wieder gehen.

Ja gut, alle waren Nazis, das war normal,
Onkel Otto war Nazi und die Hildegard,
das waren normale Leute mit normaler Frisur
und keine ostdeutsche Jugendkultur.
Die 68er sind - schuld.

Und dann kamen diese Langhaar-Prolos
und spielten ewige Gitarrensolos.
Liebe Kinder: Revolutionen
sind schlechte Parties von Wachstumshormonen.
1968, 1968, 1968, 1968, 1968, 1968.
Und da machen die da Revolution.
Jetzt machen die da Revolution.
Bei Vollbeschäftigung.
Ich verstehs nicht.

Ich verstehs nicht.
Da steht der neue VW.
Ich verstehs nicht.
Der Kühlschrank ist von AEG.
Geh doch nach drüben,
wenns dir hier nicht gefällt.
Lass deine Haare flattern
für eine bessere Welt.

Vielleicht tanzen auch die Kirchen in der tiefen Nacht

Donnerstag, 3. Februar 2011

Schwerkraft und Schwere des Menschseins

"Im Grunde sind wir machtlos: In die Wiege und in den Sarg müssen wir gelegt werden. Und dazwischen fallen wir immer um."

Georg Kreisler (zit. nach einem Bericht über einen Auftritt im "Simpl", Die Presse, Ausgabe vom 31. 1. 2011, S.25)

Kindergärten, Schulen, Gefängnisse


Wir planen derzeit eine Erweiterung unserer Kinderkrippe. Heute sagte mir unser Kurator, selbst von Hause aus Ziviltechniker, die Vorschriften für die Möblierung von Kindergärten und Schulen seien so streng, dass sie nur noch von den Vorgaben für die Ausstattung von Gefangenenhäusern (Haftanstalten) übertroffen würden. Das kann kein Zufall sein.

Schulfundsache

Gefunden auf dem Klavier in einer 3. Klasse des Marianums.
Sicher eine gedankenlose, unbewusste Kritzelei in einer langweiligen Schulstunde.
Ein Blick in eine österreichische Schülerseele? 

Großmutters Gott


Wenn ich unbedingt einen Gott anbeten muss

Fatima Roschan gewidmet

Wenn ich mich für einen Gott entscheiden müsste,
dem ich ergeben diene, 
dann wäre es der meiner Großmutter.
Der, den sie beauftragte,
mich auf all meinen Wegen zu begleiten,
mich stets und überall zu schützen
und mir wohlwollende Menschen zu schicken.
Der wäre auch mein Gott.
Vieles habe ich in meinem Leben schon angebetet, 
Götzen, 
Machthaber,
das Feuer,
auch mal eine Frau, 
und dann wieder gab es Zeiten, da glaubte ich 
an nichts.
Schließlich aber kniete ich nieder, 
denn Großmutter sagte:
„Besser du legst dein Schicksal Gott
als einem Menschen in die Hand.“
Ihr Gott ist auch der meine.
Sie, 
die mir süße Granatäpfel servierte
und mir einschärfte, 
ja nichts davon fallen zu lassen,
weil Gott in jede dieser Früchte 
einen Samen aus dem Paradies gesteckt hat.  
Als mein Onkel Großvaters sterbliche Überreste 
in einen durchsichtigen Plastiksack legte,
sah ich 
einen Schädel, kaum größer als der eines Kindes,
und ein paar zerbrochene schwarze Knochen.
Auf sein Motorrad geladen, 
brachte mein Onkel ihn 
vom östlichen Friedhof,
wo jetzt der Bahnhof steht, 
zu seiner neuen Ruhestätte
im Schatten der Maghrebi-Moschee.
Großmutter sagte:
„Es war dem Guten, Gott habe ihn selig, vorbestimmt, 
auf dem Motorrad spazieren gefahren zu werden.“ 
Der, der dir ins Ohr brüllt,
dass beten löblicher ist als schlafen
   - als schlafen, wohlgemerkt - 
und dich dann weiterträumen lässt. 
Der, der dir vergibt,  
wenn du Reue zeigst.
Selbst wenn du ein- und zwei- und dreimal sündigst,
selbst wenn du es dein Leben lang tust, 
selbst wenn du erst im allerletzten Moment 
um Gnade bittest, 
wo dir für weitere Fehltritte 
ohnehin keine Zeit mehr bleibt. 
Der, der die Welt erschuf,
obwohl er sie nicht braucht,
und dennoch all ihre Sünden auf sich nimmt.
Der, der uns erschuf,
einzig und allein 
der Liebe wegen.
Und der als Liebender
von uns verlangt,
dass wir keinen lieben neben ihm.
Der, dessen Buch Großmutter in der Hand haltend,
Verse aus dem Gedächtnis vor sich hinmurmelte, 
während sie wahllos die Seiten umblätterte.
Er hörte ihr trotzdem zu, verstand und freute sich.
„Großmutter,“ fragte ich, 
„wusstest du, dass der Mensch
zu zwei Dritteln aus Wasser besteht?“
„Nein“, sagte sie,
„der Mensch besteht zu zwei Dritteln
aus Tränen.“
Monzer Masri (arabischer Dichter und Maler, *1949, Latakia, Syrien
Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

Wie oft habe ich schon in Gesprächen von der Bedeutung der Großmütter für den 
eigenen Glauben gehört. Es scheint sich um ein interreligiöses Phänomen zu 
handeln.

Michelangelo-Variationen


Fremd werdendes Ursprungsland

Besuch in Deutschland ist mir mittlerweile fast unheimlich, bedrohlich. Die Härte der Sprache, die Lautstärke der Stimmen, die Ordnung und Bravheit - all das bedrückt mich inzwischen. Und die uncharmante Art so vieler Menschen. Walküren hinter dem Counter am Flughafen. Grässlich. In Wien wieder zu landen, löst die innere Anspannung, es macht sich etwas breit in mir wie ein Heimatgefühl. Ich bin offenbar schon sehr "austrifiziert".