Donnerstag, 11. August 2011

Eine nötige Aktion - fotografisch dokumentiert

Die Dekontaminierung - oder: Der Abschied vom Venlafaxin







































Zertreten hätte nicht viel geholfen (in den Kapseln befindet sich ein irgendwie sehr an Kokain erinnerndes Pulver), und einfaches Weghausen wäre doch zu schade gewesen...

Nach langem Schweigen


Nein, ich bin nicht gestorben, nur fast untergegangen in Arbeit, äußerlich und seelisch, nun aber wieder auferstanden, dem Herrn sei Dank! Manch ein Zeitgenosse entflieht in einsame Berghütten ohne Handyempfang oder auf eine ferne Insel, ohne den Seinen eine Nachricht zu hinterlassen, dagegen ist das Schweigen eines Blogs ja schon fast lächerlich. Die realen Fluchten in Stille und Alleinsein haben oft eine kathartische Wirkung, so sagt man jedenfalls. So ein Kausalzusammenhang besteht hier natürlich nicht. Es fehlte an Kraft, Zeit und Ideen, an innerer Gelassenheit allemal. Nun aber bin ich wieder da unter den Lebendigen, verjüngt gleichsam an Körper und Geist, ans Licht gekommen wie nach langem Kerker. Kurz: ich bin wieder angekommen bei mir selbst.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Arbeiten und Menschsein

Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von Ledig- und Müßiggehen kommen die Leute um Leib und Leben; denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen


Martin Luther

Sonntag, 19. Juni 2011

Das Gute im Menschen

Die Moralischen sind meist die Opfer des Lebens. Sie glauben so lange an das Gute im Menschen, bis sie das Böse erleben. Aber es gibt auch die subjektiv Moralischen, die so lange an das Guie im Menschen glauben, bis das Böse in ihnen selbst erwacht.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Samstag, 14. Mai 2011

Seitenblick am Schulweg

Eigenständige Worterklärung

"Wie heißen die Hostien auch?" "O-Platten."
In der Diskussion mit den Konfirmanden wurde mir dann klar, wie sie zu dieser Ausschreibung (und Schreibung) gekommen waren: Hostien sind o-förmige Platten. Selbst diejenigen, die Latein in der Schule haben, sind wahrscheinlich zum unregelmäßigen "ferre" und seinen Komposita noch nicht gekommen.

Die Stadt ist ein dumpfes Tier

Biblische Geschichte auf Österreichisch

"Und als die Israeliten in der Wüste Hunger bekamen, da ließ Gott Mannerschnitten vom Himmel regnen." (Konfirmandenäußerung)

Logisch, eigentlich...


Wenn man beginnt, Scheidungen zu feiern, ist die Weiterentwicklung der Hochzeitstorte nur logisch...

Freitag, 13. Mai 2011

I am from Austria


In Wien gar nicht so selten: Die heimischen Nationalfarben auch in ganz privatem Zusammenhang - und wenn keine internationale Fußballmeisterschaft stattfindet.

Vergnüglich und besinnlich zugleich

Sooft ich meine Tabakspfeife,
Mit gutem Knaster angefüllt,
Zur Lust und Zeitvertreib ergreife,
So gibt sie mir ein Trauerbild -
Und füget diese Lehre bei,
Dass ich derselben ähnlich sei.


Die Pfeife stammt von Ton und Erde,
Auch ich bin gleichfalls draus gemacht.
Auch ich muss einst zur Erde werden -
Sie fällt und bricht, eh ihr's gedacht,
Mir oftmals in der Hand entzwei,
Mein Schicksal ist auch einerlei.


Die Pfeife pflegt man nicht zu färben,
Sie bleibet weiß. Also der Schluss,
Dass ich auch dermaleinst im Sterben
Dem Leibe nach erblassen muss.
Im Grabe wird der Körper auch
So schwarz wie sie nach langem Brauch.


Wenn nun die Pfeife angezündet,
So sieht man, wie im Augenblick
Der Rauch in freier Luft verschwindet,
Nichts als die Asche bleibt zurück.
So wird des Menschen Ruhm verzehrt
Und dessen Leib in Staub verkehrt.


Wie oft geschieht's nicht bei dem Rauchen,
Dass, wenn der Stopfer nicht zur Hand,
Man pflegt den Finger zu gebrauchen.
Dann denk ich, wenn ich mich verbrannt:
O, macht die Kohle solche Pein,
Wie heiß mag erst die Hölle sein?


Ich kann bei so gestalten Sachen
Mir bei dem Toback jederzeit
Erbauliche Gedanken machen.
Drum schmauch ich voll Zufriedenheit
Zu Land, zu Wasser und zu Haus
Mein Pfeifchen stets in Andacht aus.

Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach Nr. 20b)

Oh weh, zwei Monate...

Zwei Monate kein  Eintrag im Blog. Das sagt alles über meine gegenwärtige Arbeitsbelastung. Möge es besser werden. Ich gelobe Besserung. Aber es ist nicht immer einfach, nein zu sagen. Das fiel mir noch nie leicht.
Im nächsten Jahr immerhin drei Schulstunden weniger. Und es kommt für ein Jahr eine Pfarramtskandidatin, das wird doch hoffentlich eine gewisse Entlastung bringen.

Montag, 14. März 2011

Innenansichten eines Hauses

Besen

Eine Fachpraxislehrerin in der HLW 19 sagte mir neulich, dass manche Schüler, die in der neunten Schulstufe neu an die Schule kommen, einen "Besen" nicht kennen, weder den Begriff noch den Gegenstand. - Wie das komme? - Nun, da gebe es in den elterlichen Haushalten wohl nur noch einen oder mehrere Staubsauger. - Und woran sie das merke? - "Wenn ich einen Schüler bitte, den Raum zu zukehren, nimmt er (oder sie) vielleicht den Schrubber - und bemerkt dann, dieser Besen tauge aber nichts."

Sonntag, 13. März 2011

Leben in der wilden Stadt

Alles eine Frage der Perspektive

Frankfurter Allgemeine: Wenn Sie dereinst nach Stuttgart ziehen, würden Sie wahrscheinlich auch auf den Halbhöhen landen?

Harald Schmidt: Das ist eine interessante Frage, ob ich dort wohnen würde. Vielleicht würde ich auch im kommenden Viertel Bad Cannstatt wohnen. Egal. Ich kann die Ängste nachvollziehen, aber als Katholik, der mit dem Bruder des Papstes Palatschinken gegessen hat und miterleben durfte, wie Martin Mosebach den Ring des Regensburger Bischofs küßte, muß ich da in größeren Zeiträumen denken. Bangladesch wird einmal pro Jahr überflutet, und trotzdem leben da angeblich die glücklichsten Menschen der Welt. Warum? Weil sie aufs Jenseits hoffen. Es ist also eine Frage der religiösen Verankerung.

Der deutsche Kabarettist Harald Schmidt in einem Interview mit der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ vom 7. März.

Sonntag, 6. März 2011

Dem alten Ziel nachdenkend

Ich folgte Dir wie ein Regenbogen des Friedens
entlang der Himmelswege,
Ich folgte Dir wie eine freundliche Fackel
durch den Schleier der Nacht.
Und ich spürte Dich im Licht, in der Luft,
im Geruch der Blumen,
Und das einsame Zimmer war erfüllt
von Dir und Deinem Glanz.


Von Dir gefangen, träumte ich lange beim Klang Deiner Stimme;
Und jeder Kummer, jedes Kreuz der Welt
vergaß ich in diesem Traum.
Komm zurück, geliebtes Ideal/Bild,
Komm zurück für einen Augenblick, um
mir noch einmal zuzulächen.
Und glänzen wird mir - in Deiner Erscheinung -
ein neues Morgenrot.

Deutsche Übertragung des berühmten italienischen Liedes "Ideale" (Text von Carmelo Errico [1848-1892], Musik von Francesco Paolo Tosti [1846-1916])

Freitag, 4. März 2011

Memory


Collage aus Fotos von der Pfarrerexkursion nach Oberösterreich im September vorigen Jahres

Ein Gedicht aus Vietnam

"Späte Nacht,
schon ist die Flut voll des Mondes.
Hin und zurück,
die ganze Zeit gehend
den Fluss der Ewigkeit
entlang
wen zu treffen?
Der Himmel friert. Wo ist Feuer
darüber die Hand zu halten?
Die Nacht währt,
vom selben Ufer aus
wird wieder gegangen.
Was ist zu sehen,
nein, nichts zu sehen.
Nur das Wasser rauscht
der Mond rührt
und ich bin zermürbt von Müdigkeit.
Der nächtliche Reisstampfer tönt,
das Wasser sinkt,
der Mond welkt.
Die Mühe umsonst,
an jenem Ufer
ging hin und zurück
ich all-ein.
Endlich dann wird
der Himmel hell.
Jener Mond, der verblasst,
Dieser, ich, der zurückkehrt.
Es bleibt der Fluss, das Ufer, alle vier Richtungen.
Ob kommende Nacht
wieder wer geht?"

Tô Thùy Yên - Ði về
Ein Gedicht aus Vietnam

Abstracta am Wege



Donnerstag, 3. März 2011

Scharfsinn, Tiefsinn - oder einfach nur Gedankenfaulheit?

"Wenn ich ein Tier wäre, - dann wäre ich ein Mensch."

Schüleräußerung

30 Jahre Paulusforschung in fünf Tagen - intensive Fortbildung, sehr gut


Eine Woche Wellness für den Verstand, konzentrierte Arbeit ohne Handyklingeln, wunderbar. Da alle Beteiligten mit großem Interesse und Engagement dabei waren, herrschte eine Atmosphäre, wie ich sie auch in universitären Situationen nur selten erlebt habe. Eine Sternstunde, nein: Eine Sternwoche!

Gelassener Blick von der Seite

Ein schönes Zitat aus emotionaler Diskussion

"Lass mich doch ausreden, wenn ich dir recht geben will."

Aus unserem Glaubensgespräch am 3. März

Mittwoch, 2. März 2011

Abendstimmung auf der Donauinsel


Von Weisheit und Torheit

"Wenn Klugheit vor allem Erfahrung ist, wem gebührt denn die Ehre dieses Beinamens mehr, dem Weisen, der teils aus Scham, teils aus Vorsicht nichts unternimmt, oder dem Törichten, den weder die Scham, die er nicht kennt, noch die Gefahr, die er nicht berücksichtigt, von irgend etwas abschrecken kann? Der Weise nimmt seine Zuflucht zu den Schriften der Alten und prägt sich da abgeschmackte Spitzfindigkeiten ein. Der Törichte greift einfach zu, schlägt sich mit den Dingen herum und gewinnt dabei die — wenn ich mich nicht täusche — wahre Klugheit. Das scheint Homer schon, so blind er auch war, bemerkt zu haben, wenn er sagt: „Die Wirklichkeit hat sogar der Törichte erkannt." Auf dem Wege der Lebenserfahrung gibt es nämlich hauptsächlich zwei Hindernisse, die Scham, die den Sinn umnebelt, und die Furcht, die die Gefahr zeigt und vom Abenteuer abrät. Die Torheit befreit uns davon gründlich. 
(...)
Wie nichts törichter ist als unangebrachte Weisheit, so ist nichts weniger klug als verkehrte Klugheit. Verkehrt handelt nämlich, wer sich der augenblicklichen Lage nicht anpaßt und seine Fahne nicht nach dem Wind stellt, sich nicht wenigstens des Trinkspruches „Sauf oder lauf!" erinnert und fordert, daß das Spiel nicht mehr Spiel sei. Dagegen zeugt es für die rechte Klugheit, wenn du als Mensch nicht über deine Grenzen hinaus weise sein willst und mit dem gemeinen Haufen gern ein Auge zudrückst oder munter irrst. Das aber, sagen sie, sei gerade das Merkmal der Torheit. Ich will es nicht einmal abstreiten, nur sollen jene ihrerseits zugeben, daß man so das Bühnenstück des Lebens spielt."

Erasmus von Rotterdam, Lob der Torheit 7

500 Jahre alt, erstaunlich aktuell.

Freitag, 18. Februar 2011

So leben wir doch, oder?

Nichts angeboren - mit einer wichtigen Ausnahme?

"Die 68-Kulturrevolutionäre, Lehrer, Pädagogen, Soziologen, Psychologen, Ärzte, Wissenschaftler und Politiker hämmern uns nun schon seit Jahrzehnten ein, daß nichts angeboren sei – außer Haar und Augenfarbe vielleicht.

Nicht einmal die Körpergröße ist vollständig angeboren – bei der eiweiß- und fleischlastigen Ernährung, mit der unsere Kinder gemästet werden.

Damit ist alles Wesen, aller Charakter, alles menschliche Verhalten, Können oder Tun einfach nur das Produkt von Erziehung und Sozialisation.

Die einzige, offiziell dekretierte Ausnahme im menschlichen Verhalten ist die Homosexualität.

Sie ist per Dekret 'angeboren'.
"


Ja, ich weiß, dass kreuz.net eine Internetseite ist, deren Erwähnung oder gar Zitation bei vielen Zeitgenossen schon alle Haare aufstellt, aber auch in einem Saustall Perlen verborgen liegen können. Und die Autorin legt tatsächlich den Finger auf einen wunden Punkt innerhalb der herrschenden Ideologie. 
Jede Zeit und jede Gesellschaft hat ihre Tabus, Denkverbote und "No-Go's".
In meiner Schulzeit war die herrschende Lehre: Alles am Menschen ist gesellschaftlich bedingt bzw. anerzogen. Und falsche Verhältnisse führen zu falschem Bewusstsein und falscher Erziehung. Darum muss man die Verhältnisse ändern, dann wird sich auch das Bewusstsein verändern." In einer Erörterung in der Schule auch nur mit dem Gedanken zu spielen, es könne jenseits von akzidentellen Individualmerkmalen etwas Angeborenes im Menschen geben, kam in den Augen einem Bekenntnis zu faschistischer Gesinnung gleich.
Tatsächlich hat sich die Forschungslage in den letzten Jahrzehnten sehr geändert, und fast jeden Monat können wir lesen von neuen "Schuldigen" unter den Genen, die als Urheber dieser oder jener Krankheit oder Persönlichkeitsdisposition entlarvt worden seien. Aber die politische Ideologie hält fest an der Theorie der "tabula rasa".
Tatsächlich verschieben sich die Gewichte in der Wissenschaft hin zu einer Neubewertung der ererbten Eigenschaften eines Menschen. Ob die sexuelle Orientierung wirklich "angeboren" ist, darüber lässt sich nach wie vor trefflich streiten.
Die Homosexuellen-Lobby sollte sich nicht auf den Standpunkt des "Angeborenseins" versteifen. 

Montag, 14. Februar 2011

Ist die Bibel "bibeltreu"?

Hinweis in eigener Sache: Die nachstehende "Textlandschaft" aus Textfragmenten und Zitaten stellt den Versuch dar, zumindest Teilbereiche der aktuellen Fundamentalismusdebatte abzubilden. Wobei der Einstieg gelegentlich "bibelkritisch" aufgebaut ist und im Wechsel mit "bibeltreuen" Textfragmenten (manchmal erst im unteren Abschnitt) eine Art Debatte abbildet. 

Fundamentalismusdebatte.de ist keine "bibeltreue" Webseite, sondern stellt "bibelkritische" und "bibeltreue" Inhalte unkommentiert nebeneinander. Ein bibeltreues Projekt findest Du in der Bibel :-)Hinweis in eigener Sache: Die nachstehende "Textlandschaft" aus Textfragmenten und Zitaten stellt den Versuch dar, zumindest Teilbereiche der aktuellen Fundamentalismusdebatte abzubilden. Wobei der Einstieg gelegentlich "bibelkritisch" aufgebaut ist und im Wechsel mit "bibeltreuen" Textfragmenten (manchmal erst im unteren Abschnitt) eine Art Debatte abbildet.

Fundamentalismusdebatte.de ist keine "bibeltreue" Webseite, sondern stellt "bibelkritische" und "bibeltreue" Inhalte unkommentiert nebeneinander. Ein bibeltreues Projekt findest Du in der Bibel :-)

Sonntag, 13. Februar 2011

Lutherkirche an einem Wolkentag

Ignorabamus, ignoramus


"Zwischen 1933 und 1945 war Deutschland von den Nazis besetzt. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung hat das allerdings nicht gewusst und, wenn doch, es nicht gewollt."

Jan Böhmermann, Hörfunk- und Fernsehmoderator, Satiriker und Autor, Alles, alles über Deutschland: Halbwissen kompakt, Kiepenheuer & Witsch Verlag, S. 83.

Der Mensch und seine Räusche


Schon mal 24 Stunden am Stück Musik gehört? Die Wirkung ist nicht zu vergleichen mit LSD oder anderen klassischen psychedelischen Substanzen, aber das Bewusstsein verändert sich doch.
Es gibt so viele Arten des "Abusus". Alles kann zur Droge werden: Musik, Texte, Kommunikation, Hautpflege. Und Schlafentzug ist auch nicht die uninteressanteste Droge.
N.B.: Schlafentzug ist eine anerkannte Therapieform bei depressiven Erkrankungen.

Blasen

Ist die Blase die Metapher schlechthin für den Zustand unserer Gegenwart?
Ich fragte hierzu den anerkannten Blasentheoretiker Eliott Partbee. Seine Antwort gebe ich im Wortlaut wieder: "Nicht nur unserer Gegenwart! Die Frage nach dem Urstoff, den sich Philosophen und auch Physiker seit Jahrtausenden stellen, nun, sie scheint endlich beantwortbar. Ja, also der Urstoff unserer Kultur und Existenz, nun, das ist die Immanenz der Blase, oder wie man sagt, die Negation des Seienden, man könnte auch sagen: Der supplementäre Showcharakter der Substanz. In einfacheren Worten: Der Mensch ist ein Blasenwesen! Nun. In der Fruchtblase wächst er heran. Ja. Kaum dieser entlassen, wähnt er sich eins mit dem Kugelrund des Mutterbusens. Doch! Wird ihm dieser entzogen, sucht er, das geteilte Kugelwesen, seine zweite Blasenhälfte, um in der Liebe die schillernste, die fragilste, die größte, die dümmste der Blasen zu bilden. Ach! Und wird ihm diese erst einmal, vielleicht auch zweimal, auch dreimal, weiß der Teufel!, hundertmal, jedenfalls aufs Gründlichste verleidet, verfällt er seiner eigensten gekränkten Aufgeblasenheit. Und schließlich stirbt er neben der Plastikblase, nämlich jener seines künstlichen Harnausgangs. Der Mensch kommt, bläht sich, und platzt. Es ist erbärmlich!"

Videoabend

Entsetzt euch!

Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 
Matthäus 9, 9
"Während der weitaus größten Zeitspanne seines Daseins ist der Mensch ein zwar wohnendes, aber nicht ein beheimatetes Wesen gewesen. Jetzt, da sich die Anzeichen häufen, dass wir dabei sind, die zehntausend Jahre des sesshaften Neolithikums hinter uns zu lassen, ist die Überlegung, wie relativ kurz die sesshafte Zeitspanne war, belehrend. Die sogenannten Werte, die wir dabei sind, mit der Sesshaftigkeit aufzugeben, also etwa den Besitz, die Zweitrangigkeit der Frau, die Arbeitsteilung und die Heimat, erweisen sich dann nämlich nicht als ewige Werte, sondern als Funktionen des Ackerbaus und der Viehzucht.
Also ein Plädoyer für ein neues Nomadentum? Wenn Menschen nach ihren Wurzeln suchen, dann hat man bei ihnen einen Gemüseeindruck.
Verwurzelte, sitzende Menschen sind erfahrungsarme Kräuter. Um Mensch im vollen Sinn dieses Wortes zu sein, muss man entsetzt sein."

Häusliche Szenerie

Ciurlionis


Ein litauischer Maler und Komponist, ein Esoteriker auch. Ich stieß im Jahr 1998 anlässlich einer Ausstellung seiner Bilder im Kölner Museum Ludwig auf ihn.

Unterwegs auf dem Seil zwischen Schatten und Licht

Nachtgedanken


Die Nacht ist heilig. Nicht nur die eine zu Weihnachten.
Das nächtliche Arbeiten ist mir aus dem Studium geblieben, als ich meine Dissertation schrieb, hat sich diese Gewohnheit noch mehr verfestigt. Manche Nacht habe ich durchgeschrieben...
Warum eigentlich? Die einfachste Erklärung hat mit Depresssion zu tun. Aber das ist höchstens die halbe Wahrheit. Die Nacht ist einfach ein geschützter Raum: Keiner ruft an, niemand steht vor der Tür, alle anderen (oder zumindest die meisten) schlafen, keine Kommunikation droht, selbst auf facebook ist kaum noch ein "Freund" online. So ist der nächtliche Arbeiter geschützt vor Störungen, allein mit sich und seinen Themen, Texten und Projekten. Wunderbar.

Innehalten und Ausblick


Die Semesterferienwoche geht zu Ende. Das ist traurig. Ab morgen wieder Schule und normales Leben mit vielen Terminen. Aber es wird heller, das Jahr steigt auf.

Samstag, 12. Februar 2011

Jesus - und wir

"Man kann jeden Menschen mit Jesus vergleichen, der, von einer der magischen Wahrheiten gestreift, das Denken vom Leben nicht mehr trennt und dadurch inmitten seiner Umgebung vereinsamt und zum Gegner aller wird."

Hermann Hesse

Blick in die Welt

Nostalgie

"Und man konnte rauchen. Sogar in der Öffentlichkeit. Raucher waren keine Mörder, sondern Mitbürger."

Rainald Grebe, Die 90er Jahre

Gesichter





Bildung

Ich bin so froh, dass meine Kinder schon groß sind und die Schule hinter sich haben.Wenn sie jünger wären, käme ich in ernste Gewissenskonflikte: Ein Internat in Deutschland könnte ich mir einfach nicht leisten.

Heimatgefühle


Endlich angekommen in der Heimat, die ich so lange gesucht habe, ohne mir dessen bewusst zu sein.

Häuslich

"Geh doch mal aus dir raus!"
"Nein danke, ich war schon immer indoor-orientiert."

Universalarznei


Ein Klassiker, ein Evergreen, für jede Stimmung gut...

Donnerstag, 10. Februar 2011

Entwackeln

Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen? Der Meister gießt ein Bild und der Goldschmied vergoldet's und macht silberne Ketten daran. Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und sucht einen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt. Jesaja 40 , 18 - 20

Wo die Kinder sind

Semesterferien: Am Vormittag sieht man, anders als zu Schulzeiten, in der U-Bahn kein einziges Kind in schulpflichtigem Alter, keine Jugendlichen. Wo sind sie nur alle? Ein Drittel vermutlich in den Schiferien - und die übrigen? Schlafen wohl noch - oder sitzen vorm PC.

Donauinsel

Deutschlich

"Du spricht so deutsch, so deutlich, so deutschlich."

Natur und Kultur



Erstaunliche Ähnlichkeit!

Wir sind alle unterwegs - und nichts bewegt sich


Und immer wieder muss Bielefeld herhalten für die Comedy. Aber abgesehen davon, - ein wirklich guter Song. 

Geheimnisvoll


Dieses Schild sah ich am Wiener Flughafen. Was mag sich hinter der Tür abspielen? Wer wird da zusammengeführt? Eltern und Kinder? Zerstrittene Ehepartner? Täter und Opfer? Ein großes Geheimnis.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Nachdenken über die Schule

Semesterferien: Zeit zum Aufräumen und Nachdenken: Ganz ohne Frage ist die Schule der wesentlichste Zeit- und Stressfaktor in meinem Berufsleben. Und den meisten Gemeindegliedern ist es kaum bekannt oder bewusst, dass Gemeindepfarrer zu einem guten Teil auch Lehrer sind.

Ernie




ERNIE (THE FASTEST MILKMAN IN THE WEST)

Benny Hill - 1971
  
You could hear the hoof beats pound as they raced across the ground,
And the clatter of the wheels as they spun 'round and 'round.
And he galloped into market street, his badge upon his chest,
His name was Ernie, and he drove the fastest milk cart in the west.

Now Ernie loved a widow, a lady known as Sue,
She lived all alone in Liddley Lane at number 22.
They said she was too good for him, she was haughty, proud and chic,
But Ernie got his cocoa there three times every week.

They called him Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

She said she'd like to bathe in milk, he said, "All right, sweetheart,"
And when he'd finished work one night he loaded up his cart.
He said, "D'you want it pasturize? 'Cause pasturize is best,"
She says, "Ernie, I'll be happy if it comes up to my chest."

That tickled old Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Now Ernie had a rival, an evil-looking man,
Called Two-Ton Ted from Teddington and he drove the baker's van.
He tempted her with his treacle tarts and his tasty wholemeal bread,
And when she seen the size of his hot meat pies it very near turned her head.

She nearly swooned at his macaroon and he said, "If you treat me right,
You'll have hot rolls every morning and crumpets every night."
He knew once she sampled his layer cake he'd have his wicked way,
And all Ernie had to offer was a pint of milk a day.

Poor Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

One lunch time Ted saw Ernie's horse and cart outside her door,
It drove him mad to find it was still there at half past four.
And as he lept down from his van hot blood through his veins did course,
And he went across to Ernie's cart and didn't half kick his 'orse.

Whose name was Trigger, (Triggerrrrrrrr)
And he pulled the fastest milk cart in the west.

Now Ernie rushed out into the street, his gold top in his hand,
He said, "If you wanna marry Susie you'll fight for her like a man."
"Oh why don't we play cards for her?" he sneeringly replied,
"And just to make it interesting we'll have a shilling on the side."

Now Ernie dragged him from his van and beneath the blazing sun,
They stood there face to face, and Ted went for his bun.
But Ernie was too quick, things didn't go the way Ted planned,
And a strawberry-flavoured yogurt sent it spinning from his hand.

Now Susie ran between them and tried to keep them apart,
And Ernie, he pushed her aside and a rock cake caught him underneath his heart.
And he looked up in pained surprise and the concrete hardened crust,
Of a stale pork pie caught him in the eye and Ernie bit the dust.

Poor Ernie, (Ernieeeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Ernie was only 52, he didn't wanna die,
And now he's gone to make deliveries in that milk round in the sky.
Where the customers are angels and ferocious dogs are banned,
And the milkman's life is full of fun in that fairy, dairy land.

But a woman's needs are many fold and soon she married Ted,
But strange things happened on their wedding night as they lay in their bed.
Was that the trees a-rustling? Or the hinges of the gate?
Or Ernie's ghostly gold tops a-rattling in their crate?

They won't forget Ernie, (Ernieeeeeeeeee)
And he drove the fastest milk cart in the west.

Montag, 7. Februar 2011

Von des Lebens Gütern allen...

... ist der Ruhm das höchste doch. (Friedrich Schiller)


Irgendwo im KHM

Ja, das war noch ein Jahr, nicht wahr?

Liebe Kinder, es gab ein Jahr,
das eine Katastrophe war:
1968.
Liebe Kinder, seitdem geht's abwärts.
Die 68er sind an allem schuld.

Vorher waren alle Menschen froh.
Alle Menschen waren hetero,
weil Schwulsein ja eine Krankheit war
und da war keiner krank, Gott sei Dank.
Die 68er sind an allem schuld.

Single-Parties gab's noch keine,
die SPD hatte noch Ortsvereine.
Die Ehe hielt bis zur Beerdigung
und nicht bis zur Selbstverwirklichung.
Die 68er sind an allem schuld.

Bei Problemen ging man nicht zum Therapeuten,
man ging in die Kirche oder gleich in die Kneipe.
Was ist Yoga, Yin und Yang und der ganze Dreck
gegen ein Halleluja und ein Herrengedeck?
Die 68er sind an allem schuld.

Wir hatten Wohlstand für alle, das Fließband rollte.
Arbeit für jeden, der arbeiten wollte,
und Arbeit hatte Vati, Mutti blieb zu Haus.
In der Schule ging Gewalt noch vom Lehrer aus.
1968, 1968, 1968, 1968, 1968, 1968.
Und da machen die da Revolution.
Jetzt machen die da Revolution.
Bei Vollbeschäftigung.
Ich verstehs nicht.

Ich verstehs nicht.
Ich werds auch nie verstehen.
So gut wie damals
wirds uns nie wieder gehen.

Ja gut, alle waren Nazis, das war normal,
Onkel Otto war Nazi und die Hildegard,
das waren normale Leute mit normaler Frisur
und keine ostdeutsche Jugendkultur.
Die 68er sind - schuld.

Und dann kamen diese Langhaar-Prolos
und spielten ewige Gitarrensolos.
Liebe Kinder: Revolutionen
sind schlechte Parties von Wachstumshormonen.
1968, 1968, 1968, 1968, 1968, 1968.
Und da machen die da Revolution.
Jetzt machen die da Revolution.
Bei Vollbeschäftigung.
Ich verstehs nicht.

Ich verstehs nicht.
Da steht der neue VW.
Ich verstehs nicht.
Der Kühlschrank ist von AEG.
Geh doch nach drüben,
wenns dir hier nicht gefällt.
Lass deine Haare flattern
für eine bessere Welt.

Vielleicht tanzen auch die Kirchen in der tiefen Nacht

Donnerstag, 3. Februar 2011

Schwerkraft und Schwere des Menschseins

"Im Grunde sind wir machtlos: In die Wiege und in den Sarg müssen wir gelegt werden. Und dazwischen fallen wir immer um."

Georg Kreisler (zit. nach einem Bericht über einen Auftritt im "Simpl", Die Presse, Ausgabe vom 31. 1. 2011, S.25)

Kindergärten, Schulen, Gefängnisse


Wir planen derzeit eine Erweiterung unserer Kinderkrippe. Heute sagte mir unser Kurator, selbst von Hause aus Ziviltechniker, die Vorschriften für die Möblierung von Kindergärten und Schulen seien so streng, dass sie nur noch von den Vorgaben für die Ausstattung von Gefangenenhäusern (Haftanstalten) übertroffen würden. Das kann kein Zufall sein.

Schulfundsache

Gefunden auf dem Klavier in einer 3. Klasse des Marianums.
Sicher eine gedankenlose, unbewusste Kritzelei in einer langweiligen Schulstunde.
Ein Blick in eine österreichische Schülerseele? 

Großmutters Gott


Wenn ich unbedingt einen Gott anbeten muss

Fatima Roschan gewidmet

Wenn ich mich für einen Gott entscheiden müsste,
dem ich ergeben diene, 
dann wäre es der meiner Großmutter.
Der, den sie beauftragte,
mich auf all meinen Wegen zu begleiten,
mich stets und überall zu schützen
und mir wohlwollende Menschen zu schicken.
Der wäre auch mein Gott.
Vieles habe ich in meinem Leben schon angebetet, 
Götzen, 
Machthaber,
das Feuer,
auch mal eine Frau, 
und dann wieder gab es Zeiten, da glaubte ich 
an nichts.
Schließlich aber kniete ich nieder, 
denn Großmutter sagte:
„Besser du legst dein Schicksal Gott
als einem Menschen in die Hand.“
Ihr Gott ist auch der meine.
Sie, 
die mir süße Granatäpfel servierte
und mir einschärfte, 
ja nichts davon fallen zu lassen,
weil Gott in jede dieser Früchte 
einen Samen aus dem Paradies gesteckt hat.  
Als mein Onkel Großvaters sterbliche Überreste 
in einen durchsichtigen Plastiksack legte,
sah ich 
einen Schädel, kaum größer als der eines Kindes,
und ein paar zerbrochene schwarze Knochen.
Auf sein Motorrad geladen, 
brachte mein Onkel ihn 
vom östlichen Friedhof,
wo jetzt der Bahnhof steht, 
zu seiner neuen Ruhestätte
im Schatten der Maghrebi-Moschee.
Großmutter sagte:
„Es war dem Guten, Gott habe ihn selig, vorbestimmt, 
auf dem Motorrad spazieren gefahren zu werden.“ 
Der, der dir ins Ohr brüllt,
dass beten löblicher ist als schlafen
   - als schlafen, wohlgemerkt - 
und dich dann weiterträumen lässt. 
Der, der dir vergibt,  
wenn du Reue zeigst.
Selbst wenn du ein- und zwei- und dreimal sündigst,
selbst wenn du es dein Leben lang tust, 
selbst wenn du erst im allerletzten Moment 
um Gnade bittest, 
wo dir für weitere Fehltritte 
ohnehin keine Zeit mehr bleibt. 
Der, der die Welt erschuf,
obwohl er sie nicht braucht,
und dennoch all ihre Sünden auf sich nimmt.
Der, der uns erschuf,
einzig und allein 
der Liebe wegen.
Und der als Liebender
von uns verlangt,
dass wir keinen lieben neben ihm.
Der, dessen Buch Großmutter in der Hand haltend,
Verse aus dem Gedächtnis vor sich hinmurmelte, 
während sie wahllos die Seiten umblätterte.
Er hörte ihr trotzdem zu, verstand und freute sich.
„Großmutter,“ fragte ich, 
„wusstest du, dass der Mensch
zu zwei Dritteln aus Wasser besteht?“
„Nein“, sagte sie,
„der Mensch besteht zu zwei Dritteln
aus Tränen.“
Monzer Masri (arabischer Dichter und Maler, *1949, Latakia, Syrien
Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

Wie oft habe ich schon in Gesprächen von der Bedeutung der Großmütter für den 
eigenen Glauben gehört. Es scheint sich um ein interreligiöses Phänomen zu 
handeln.