Donnerstag, 18. November 2010

Widerspruch

"Die Dämonie des modernen Lebens bringt es mit sich, daß die Seele fast nur noch passiv wird, nur noch fähig, Eindrücke aufzunehmen, freilich nicht bis hinein in ihre letzten Tiefen, sondern nur bis zur Oberfläche, von wo sie in irgendwelchen Reaktionen wieder zurückgeworfen werden. Unter all den Eindrücken, den Stimmungen, den Zerstreuungen, den Sensationen — es lohnt sich, dem ursprünglichen Sinngehalt all dieser Ausdrücke nachzugehen! —, geht die ursprüngliche Kraft der Seele verloren, selbst schöpferisch zu sein, aktiv, nicht nur reaktiv, ein Licht, nicht nur ein Spiegel, eine Quelle, nicht nur ein Gefäß. Daher ist auch die Produktivität des modernen Menschen zum allergrößten Teil eine Scheinproduktivität, ein Feuerwerk, das versprüht, ein Fluoreszieren, das weder leuchtet noch wärmt. Was da verlorengeht, das ist nicht nur eine zwar bedeutsame, aber schließlich entbehrliche Seite unsrer inneren Veranlagung, sondern ein Stück unsrer Gottebenbildlichkeit, ja im Grunde diese selbst."

Erich Schick: Seelsorge an der eigenen Seele. Geistliche Lebensregeln zur inneren Ordnung, Hamburg 1963, S. 96

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen