Die zentrale theologische Erkenntnis Martin Luthers von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden ist heutzutage ausgesprochen schwer zu vermitteln. Was sind in heutiger Sprache und Vorstellungswelt Äquivalente zu „gerecht vor Gott“? Sinn des Lebens, gelingendes Leben, gutes Leben, Erlösung?
Martin Luthers Grundfrage „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ ist heute kaum noch verständlich. Es gibt keine Angst mehr vor Hölle und Verdammnis – wie auch umgekehrt der Glaube als etwas vielleicht innerweltlich Bedeutsames gesehen wird („Gläubige leben gesünder, bei ihnen heilen die Wunden schneller usw.“), aber welcher Gläubige misst heute dem Glauben auch über den Horizont des Todes hinaus noch wirkliche Bedeutung bei? Ist es nicht so, dass die meisten Christen in ihrem Glauben einem tiefgreifenden Paradigmenwechsel unterliegen, der das Jenseits, das Geschick nach dem Tode weitgehend ausblendet?
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